GeoIngenieure

GeoIngenieure-Journal

 

Das Journal ist ein neuer Service der GeoIngenieure ab 2016. Diese in lockerer Folge erscheinenden Mitteilungen stellen wir hier als pdf zum Downlod zur Verfügung und geben zu besonderen Fragen ergänzende Erläuterungen.

 

Journal Januar 2016 (Thema: Homogenbereiche Download)

 

 

Ergänzende Informationen zum Journal Januar 2016:

Wussten Sie es schon? 

Es gibt es keine Bodenklassen mehr !!!

 

1.    Einführung

 

Jetzt müssen alle, die in irgendeiner Form Boden oder Fels im Zusammenhang mit Baumaßnahmen bearbeiten, umdenken!

 

Die seit Jahrzehnten bekannten Bodenklassen wurden mit der Neuauflage der VOB Teil C und diverser ATV 2015 abgeschafft und durch Homogenbereiche ersetzt.

Definitionsgemäß gilt hierfür nun Folgendes:

 

„Boden und Fels sind entsprechend ihrem Zustand vor dem Lösen in Homogenbereiche einzuteilen. Der Homogenbereich ist ein begrenzter Bereich, bestehend aus einzelnen oder mehreren Boden- oder Felsschichten, der für eingesetzte Erdbaugeräte vergleichbare Eigenschaften aufweist. Sind umweltrelevante Stoffe zu beachten, so sind diese bei der Einteilung in Homogenbereiche zu berücksichtigen.“ (Beispiel für Erdarbeiten gemäß DIN 18300:2015-08)

 

Sie werden sich sicher fragen: Wie gehe ich als Ausschreibender oder als Kalkulator damit um? Sicher muss sich hierzu vieles erst in der Praxis beweisen. Nachfolgend erhalten Sie bis dahin einige weitere Informationen und Hilfestellungen.

 

Für alles Folgende gilt: Diese Informationen sind ein Service der GeoIngenieure. Sie stellen unsere aktuelle Sicht der Dinge dar, nachdem wir uns auf verschiedenen Wegen informiert haben. Sicher werden sich in der Praxis noch weitere Aspekte ergeben bzw. die nachfolgenden Angaben müssen tlw. angepasst werden. Deswegen erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit und übernehmen keinerlei Haftung für diese Serviceleistung.

 

2.    Warum gibt es nun Homogenbereiche statt Bodenklassen?

 

Die aktuelle Beschreibung des Baugrunds hat sich seit vielen Jahrzenten nicht wesentlich verändert. Die Bodenverhältnisse wurden hinsichtlich des Lösens mit Bodenklassen angegeben.

 

Zuerst hatten sich die Erdbauer Gedanken gemacht, wie die unterschiedlichen Anforderungen an die Bagger entsprechend der Bodenarten in Bodenklassen berücksichtigt werden können.

 

Mit der Zeit folgten andere Gewerke (z.B. Bohrarbeiten, Vortriebsarbeiten, Nassbagger-arbeiten und einige mehr), die entsprechend ihrer besonderen Bedingungen eigene Bodenklassen entwickelten.

Die nachstehende Tabelle gibt einen (unvollständigen) Überblick über das dadurch entstandene unübersichtliche Durcheinander:

 

DIN

Gewerk

Anzahl für

Boden

Fels

Klassen

Zusatz-klassen

Klassen

Zusatz-klassen

18300

Erdarbeiten

5

0

2

0

18301

Bohrarbeiten

8

4

6

5

18311

Nassbaggerarbeiten

9

3

2

0

18312

Untertagebauarbeiten

bis 7 Vortriebsklassen

18319

Rohrvortriebsarbeiten

15

6

8

0

Tab. 1: Gegenüberstellung der Anzahl der Boden- und Felsklasse der ATV Normen

für ausgewählte Gewerke (Stand: Sept. 2012 – aus [1])

 

Um diese verwirrende Situation zu beseitigen, haben die Normgeber den Homogenbereich eingeführt. Damit soll die Baugrundbeschreibung auf einen einheitlichen Standard zurückgeführt werden.

 

 

3.    Wie werden die Homogenbereiche angewendet?

 

Basis bleibt der Geotechnische Bericht, der auch schon der Bildung der Bodenklassen zugrunde lag. 

 

Dieser muss die einzelnen Schichten hinreichend genau beschreiben und diese Beschreibung mit bodenmechanischen Laborversuchen und/ oder Erfahrungswerten hinterlegen. Einflüsse auf den Boden, die aus Grund- oder Schichtwasser resultieren, müssen ebenso erfasst werden.

 

Neu ist, dass auch der Chemismus des Bodens bei der Bildung der Homogenbereiche berücksichtigt werden muss. Dies ist verständlich vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung der Nutzung ehemaliger Gewerbeflächen (mit Kontaminationen) und der immer weiter verschärften Regeln in Bezug auf Verwertung und Entsorgung des Erdaushubs.

 

Neu ist weiterhin, dass der gleiche Boden nun aus der Sicht verschiedener Gewerke in Homogenbereiche eingeteilt werden kann. Hierbei kann es sein, dass einzelne Schichten gleichzeitig ein Homogenbereich (z.B. für Erdarbeiten) sind. Es kann aber auch sein, dass mehrere Schichten sinnvoller zu einem Homogenbereich zusammenzufassen sind.

 

Wenn noch andere Gewerke (z.B. Bohrarbeiten, Ramm- und Rüttelarbeiten, Verbauarbeiten) relevant sind, können die Homogenbereiche im einfachsten Fall identisch mit denen für Erdarbeiten sein. Nicht selten wird es aber technisch angezeigt (und damit für die Ausschreibung zwingend erforderlich) sein, für verschiedene Gewerke auch verschiedene Homogenbereiche zu bilden.

 

Nachstehende Tabelle zeigt ein fiktives Beispielprojekt für ein 4-Schicht-System mit der Erfordernis von Erd- und Bohrarbeiten (ohne besondere Einflüsse aus dem Chemismus) mit Darstellung von ALT und NEU:

 

 

Klassifizierung

Boden- oder Felsschicht

 

DIN 18300 ALT

Bodenklassen

für Erdarbeiten

DIN 18300 NEU

Homogenbereiche

für Erdarbeiten

DIN 18301 NEU

Homogenbereiche für Bohrarbeiten

Schicht 1

Klasse X

Homogenbereich E1

für Erdarbeiten

Homogenbereich B1

für Bohrarbeiten

Schicht 2

Klasse Y

Homogenbereich B2

für Bohrarbeiten

Schicht 3

Schicht 4

Klasse Z

Homogenbereich E2

für Erdarbeiten

Homogenbereich B3

für Bohrarbeiten

Tab. 1: Fiktives Beispiel mit alter und neuer Situation

 

 4.    Was bedeutet das für den Ausschreibenden?

 

Die Ausschreibenden sollten sich mit den neuen Regelungen schnellstmöglich vertraut machen. Mit der Einführung der neuen VOB Teil C ist nach der neuen Systematik auszuschreiben. Anderenfalls drohen Behinderungen von Vergabeprojekten z.B. durch Rügen und Nachprüfungsanträge.

 

Die Ausschreibenden sollten für sich genau prüfen, ob sie alleine in der Lage sind, diese neuen Bedingungen umzusetzen. Bei größeren Projekten, Projekten mit verschiedenen geotechnischen Gewerken oder Projekten mit komplizierten Baugrundverhältnissen sollten Sie die Unterstützung des Geotechnischen Sachverständigen suchen.

 

Die Ausschreibenden sollten sich auch bewusst sein, dass sie mit dem Geotechnischen Bericht in der Regel keine definierten und abschließenden Angaben zu Homogenbereichen erhalten können. Dies ergibt sich auch daraus, dass der Geotechnische Sachverständige zum Zeitpunkt seiner Tätigkeit meist noch keine Details zur Bauausführung kennt (z.B. wird ein Pfahl nun gerammt, gerüttelt oder gebohrt). Zum Chemismus der Böden liegen bei Abfassung des Geotechnischen Berichts oft gar keine oder allenfalls orientierende Ergebnisse vor.

 

Hieraus ergibt sich auch, dass für Neuprojekte frühzeitig (d.h. bei der Festlegung des Anforderungsprofils an den Geotechnischen Bericht) mit dem geotechnischen Sachverständigen abgestimmt werden sollte, ob für die spätere Bildung der Homogenbereiche mehr bodenmechanische Laborversuch als bisher veranlasst werden sollen und ob bzw. wann und in welchem Umfang die nun unverzichtbare Klärung des Chemismus (z.B. durch LAGA-Untersuchungen) vorgenommen werden soll.

 

5.    Wofür gibt es Homogenbereiche?

 

Homogenbereiche wurden in einer Reihe von im August 2015 veröffentlichten DIN-Normen aufgenommen. Die wichtigsten Normen für den geotechnischen Bereich sind in nachstehender Tabelle enthalten.

 

DIN 18300:2015-08

Erdarbeiten

DIN 18301:2015-08

Bohrarbeiten

DIN 18303:2015-08

Verbauarbeiten

DIN 18304:2015-08

Ramm- Rüttel- und Pressarbeiten

DIN 18305:2015-08

Wasserhaltungsarbeiten

DIN 18313:2015-08

Schlitzwandarbeiten mit stützenden Flüssigkeiten

DIN 18319:2015-08

Rohrvortriebsarbeiten

DIN 18321:2015-08

Düsenstrahlarbeiten

DIN 18324:2015-08

Horizontalspülbohrarbeiten

 

6.    Unser Angebot

 

Unseren Kunden bieten wir hiermit an, sie in der Ausschreibungsphase, besser aber schon viel früher, hinsichtlich der neuen Homogenbereiche zu beraten.

Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren (06122 – 536960, office@GeoIngenieure.net)!

 

7.    Literatur

 

[1]   B. Fuchs, H.-G. Haugwitz: Aus der Bodenklasse wird der Homogenbereich – Veränderungen in den ATV der VOB C und ihre Auswirkungen in technischer und rechtlicher Sicht, TU Darmstadt, Geotechnikkolloquium 2015

[2]   K.-M. Borchert, A. Große: Veränderungen der Boden- und Felsklassen in der VOB, Teil C, Arbeitspapier der GuD Consult Berlin

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